Wegführung des Kultur- und Orchideenweges

 

-         Dr. Annette Schäfer –

       

Der „Orchideen und Kulturweg Wasserliesch“ führt Sie in zwei jeweils 6 km langen Schleifen durch die Kulturlandschaft südlich von Wasserliesch. Beide Wegstücke sind mit dem gleichen Logo und roten bzw. blauen Pfei-, len markiert und können, da sich die Routen im Gelände kreuzen, beliebig mit einander kombiniert werden.

Der Höhenunterschied zwischen dem tiefsten Punkt (Marktplatz in Wasserliesch) und dem höchsten Punkt (Löschemer oder Liescher Berg) beträgt 200 m.

Der Weg ist für Rollstühle und Kinderwagen nicht geeignet.

 

Der folgende Text möchte Ihnen zu verschiedenen Themen Informationen an die Hand geben. Auf der Landkarte stehen verschiedenfarbigen Ziffern. Diese Ziffern finden Sie im Text wieder. Die Farben sind verschiedenen Themenbereichen zugeordnet:

Rot der Geologie, Grün den Naturschönheiten, Blau den Kulturzeugnissen.

In der Gestalt der Landschaft sind Natur und Kultur oft eng verwoben. Die einst unberührte Natur – Oberflächengestalt und Bodenschätze, Wasser und Rohstoffe – ist Grundlage unserer Kultur. Indem der Mensch lebt und wirtschaftet, verändert er seinen Lebensraum; immer wieder wird das Gesicht der Landschaft verändert. Unser heutiges Landschaftsbild zeigt dieses Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur: aus der Naturlandschaft ist eine Kulturlandschaft geworden.

Genießen Sie unsere großartige Landschaft - nach der Wanderung vielleicht mit einem Glas Moselwein oder Viez zu einem guten Essen!

 

Zunächst ein paar Worte zu den – im wahrsten Sinne des Wortes – Grundlagen unserer Landschaft, der …

 

Geologie

 

          Wasserliesch                    Igel

 

Der Ausschnitt aus der geologischen Karte sieht aus wie ein bunter Flickenteppich. Hier sind Ablagerungen der Mosel, Kalk- und Sandstein auf engstem Raum benachbart. Die Landschaftsgestalt, das Relief, spiegelt die Vielfalt der anstehenden Gesteine und die wechselvolle Landschaftsgeschichte wider.

 

Der Ort Wasserliesch liegt auf einer dicken Lage junger Flussablagerungen (Kies, Sand, Lehm)(1). Hier war ge­nügend Platz für Häuser und Straßen. Der Fluss als Ver­kehrsweg und Nahrungsquelle war nahe und auf den ebenen Terrassen ließen sich gut Felder und Wiesen anlegen.

aus: Weichert et al.: Trier u. seine Region im Luftbild, Trier 1984

 

 Während der Eiszeiten flossen Mosel und Saar auf einem höheren Geländeniveau als heute. „Hinterlassenschaft“ dieser geologischen Epoche sind Terrassen aus Sand und Kies (2).  

 

Diese ehemaligen Flussbetten liegen zum Teil recht fern vom heutigen Flussverlauf. Sie beherbergen Kies und Sand, die von der Bauwirtschaft abgebaut werden.

Der Weg führt an einer bereits ausgebeuteten Sandgrube vorbei (1). Die Gruben können - bei entsprechender Gestaltung und wenn sie nicht wieder zugeschüttet werden - nach ihrer Stilllegung zu wertvollen Lebensräumen für zahlreiche Pflanzen und Tiere werden, z.B. für die seltene Kreuzkröte. 

 

Oberhalb der Flussterrassen führt der Weg zum bewaldeten Hang, dessen Untergrund vom Oberen Buntsandstein gebildet wird (3). Hier ist das Gelände steil und der Boden sandig und nährstoffarm. Da landwirtschaftliche Nutzung unrentabel ist, bleibt der Hang dem Wald überlassen. 

 

 

 

 

Bei der Löschemer Kapelle (2) angekommen, können Sie während einer Verschnaufpause den freien Blick ins Moseltal und auf den gegenüber liegenden Ort Igel genießen. Hier bietet sich auch die Gelegenheit, eine geologische Erscheinung zu beobachten, die wesentlich zur Vielfalt unserer Landschaft beiträgt: Neben den normalerweise annähernd horizontal verlau­fenden Schichtgrenzen, die sich in der Landschaft oft anhand einer Veränderung der Hangneigung oder der Vegetation erkennen lassen, ist im Moseltal eine senk­rechte Verschiebung der Schichten zueinander zu erkennen, die so genannte Igeler Verwerfung. (4)

 

 

Am gegenüberliegenden Moselufer fällt zunächst die mächtige Felswand aus Buntsandstein ins Auge, die die Mosel im Laufe von Zehntausenden von Jahren herausmodelliert hat. Links neben der roten Sandsteinwand ragen hellgraue Muschelkalkfelsen auf, die bei ungestörter Lagerung über dem Sandstein zu erwarten sind. Hier haben sich die Schichten entlang einer Bruchstelle senkrecht gegeneinander verschoben, so dass die beiden Gesteinsformationen heute nahezu auf gleicher Höhe nebeneinander liegen.

Die „Igeler Verwerfung“ setzt sich auf der anderen Moselseite fort, ist hier nicht direkt zu beobachten sondern nur an der Veränderung der Vegetation zu erkennen. Auf dem Fußpfad zwischen dem Stationenweg und dem Kriegerdenkmal ändert sich plötzlich der Charakter des Waldes (1). Efeu und Waldrebe, zwei hinsichtlich der Nährstoffversorgung eher anspruchsvolle Pflanzenarten, werden seltener. Dies zeigt an, dass hier die Grenze zwischen Kalkstein und dem nährstoffärmeren Bundsandstein erreicht ist. Die Kräuter am Boden nehmen mehr und mehr ab. Bald verläuft der Weg durch einen Fichtenforst. Die Fichte bringt dem Waldbesitzer auf dem sauren Buntsandstein schneller Ertrag als viele Laubbäume und wurde deshalb hier angepflanzt.

 

Sobald der Buntsandstein von den darüber liegenden Muschelkalkschichten (5) abgelöst wird, ändert sich das Gesicht der Landschaft. Die weicheren Gips- und Mergelschichten des Unteren und Mittleren Muschelkalks bilden beim Verwittern flacher geneigte Hänge. Die Böden auf den kalkhaltigen Gesteinen sind mineralstoffreich. Stickstoffverbindungen, die für üppiges Pflanzenwachstum sorgen, sind hier jedoch nicht reichlich vorhanden. Hier finden wir Wiesen, Obstwiesen und Äcker. Die meisten dieser Flächen sind relativ weit vom Dorf entfernt und wurden daher in der Vergangenheit nicht sehr intensiv genutzt. Den kostbaren Dünger brauchte man auf den ertragreicheren Weinbergen.

 

Das hängige Gelände ist überwiegend von Obstwiesen (2) mit zum Teil recht alten Hochstamm-Obstbäumen geprägt. Hier wird auch heute noch der Rohstoff für Obstbrände und Viez geerntet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese regionaltypische Bezeichnung für Apfelwein leitet sich wahrscheinlich vom lateinischen „Vice vinum“ = Ersatzwein her.

Ein etwas steilerer, mit Kiefernwald (3) bestockter Hang führt uns durch den Linguladolomit (6) des Mittleren Muschelkalks. Hier gab es in früheren Jahrzehnten Viehweiden, die vor einiger Zeit aufgeforstet wurden, weil sich ihre Bewirtschaftung nicht mehr lohnte. Die vom Oberen Muschelkalk (= Hauptmuschelkalk) gebildete Hochfläche (7) ist auch heute noch von Wiesen und Äckern bedeckt.

An einer Randzone des Plateaus konnte sich ein Lebensraum mit einzigartiger Vegetation und Tierwelt entwickeln: ein orchideenreicher Kalkmagerrasen.

 

 

1986 wurde das 22 Hektar große Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen und trägt den Namen: Perfeist bei Wasserliesch. 

 

 

Ein Kalkmagerrasen (4) ist eine Pflanzengesellschaft mit vielen bei uns seltenen Pflanzenarten, die sich nur auf kalkreichen Böden mit einer dünnen Bodendecke einstellt.

Hier stehen den Pflanzen zwar viele Mineralstoffe (Calcium, Magnesium u.a.) aber wenig Stickstoffverbindungen (Nitrat und Ammonium) zur Verfügung. Außerdem besitzt Kalkgestein meist zahlreiche Klüfte, so dass Regenwasser rasch versickert. Die dünne Bodenauflage trocknet daher rasch aus. Auf diesen Böden lässt sich kein ertragreicher Ackerbau betreiben, deshalb wurden die Gebiete schon lange als Weide für das Vieh des Dorfes genutzt.

 

 

Auf dem Plateau des Löschemer Berges sind die Ausgangsbedingungen für Kalkmagerrasen günstig:

-          kalkreicherUntergrund,

-          sonnige und warme Lage,

-          dünne und rasch abtrocknende Bodendecke,

-          keine (oder so gut wie keine) Nährstoffdüngung und

-          Weidetiere, die eine Waldentwicklung verhindern

 

Deshalb wachsen hier zahlreiche seltene Arten, darunter über 20 Orchideenarten und –varietäten, vier Enzianarten, und mehrere seltene Farne.

Und deshalb steht das Gebiet unter Naturschutz.

 

Eine der ersten Blütenpflanzen auf den Kalkmagerrasen ist im Vorfrühling die seltene Küchenschelle.

 

 

Mit der Echten Schlüssel­blume verwandelt sie die graugrüne Wiese in eine Symphonie aus gelb und blau.

 

Etwas später, im Mai und Juni, entfalten dann die Orchideen ihre ganze Pracht:

 

Purpurknabenkraut

 

 

Ohnsporn,  (Hängender Mensch)

 

Bocksriemenzunge

 

 

 

Bienenragwurz

 

 

 

 

Im Herbst, wenn die Orchideen verblüht sind, lockt die Kornelkirsche, ein Strauch mit leuchtend roten Früchten zahlreiche Vögel an.

 

Thymian

 

 

Herbstzeitlose und

 

 

 blaue Enzian

 

 

setzen neue Farbakzente.

 

Nicht nur seltene Pflanzen, sondern auch zahlreiche Tiere finden hier geeignete Lebensräume. Besonders auffällig ist der außerordentliche Reichtum an Insekten, die in den vielen Kräutern eine gute Nahrungsgrundlage finden.

Viele Wärme liebende Schmetterlinge, Käfer, Heuschrecken und andere Insekten finden sich an den Blüten und Halmen ein.

 

Schachbrettfalter und

gehören ebenso zu den Charakterarten

Silberblauer Bläuling ...

der Kalk-Magerrasen wie …

Weinbergschnecke

 

und Streifenwanze.

                                                      .

 

Pflegemaßnahmen

 

Die Pflanzen- und Tiergesellschaft der Kalkmagerrasen ist an eine extensive Nutzung angepasst und darauf angewiesen. Die Bewirtschaftung der Grenzertragsstandorte, die in früheren Zeiten im Hochsommer, wenn alle anderen Flächen abgeweidet waren, als Weide genutzt wurden, lohnt sich heute nicht mehr.

 

Wird die Bewirtschaftung jedoch aufgegeben, kommen nach wenigen Jahren dichte Büsche oder Wicken auf und die seltenen und lichtbedürftigen Pflanzenarten verkümmern.

 

Der seltene Kalkmagerrasen soll nicht verschwinden! Deshalb muss eine regelmäßige Nutzung oder Pflege erfolgen. Auf dem Löschemer Berg hat sich folgendes Biotopmanagement bewährt:

 

Schritt I:

Um Verbuschen und Zuwachsen zu verhindern, kommen  nach Abschluss der Orchideenblüte die „vierbeinigen Rasenmäher“: eine Schafherde

 

 

 

 

 

Schritt II:

Zum Zeitpunkt der Beweidung sind manche Schlehen-Schösslinge bereits hart und stachelig, so dass selbst die genügsamsten unter den Schafen sie nicht mehr fressen. Deshalb muss in mehrjährigem Abstand gemäht werden.

 

 

 

Schritt III:

Was tun mit größeren Gebüschen und mit dem Mähgut?

Im Winter werden die aufgekommenen Gebüsche mit Motorsäge oder Freischneider abgeschnitten.

Das Schnittgut wird zusammengetragen, auf Planen geladen und an eine Stelle gezogen, von der aus es auf einen Wagen geladen werden kann.

Um Schäden und Fahrspuren zu vermeiden, wird die Fläche möglichst wenig mit Maschinen befahren.

 

Es ist auch möglich, die abgeschnittenen Gehölze an Ort und Stelle zu verbrennen, dabei müssen jedoch sorgfältige Erdarbeiten durchgeführt werden: zunächst werden die Grassoden auf der geplanten Brandstelle sorgfältig abgehoben und zwischengelagert. Nach dem Verbrennen muss die Asche restlos entfernt werden um den Boden nicht unabsichtlich zu düngen. Denn sonst würden an der Brandstelle bald nur noch Disteln und Brennnesseln wachsen.

Anschließend werden die Grassoden wieder aufgelegt und die Grasnarbe somit wieder geschlossen.

 

Nach dieser Aktion sind die Bedingungen für Orchideen und andere Seltenheiten wieder vorbildlich.

Der Aufwand lohnt sich:

Die unwiederbringliche Kulturlandschaft am Löschemer Berg bleibt erhalten und auch unsere Kinder und Enkel können sich an den Pflanzen und Tieren dieses Biotops erfreuen!

Damit Sie das Gebiet erwandern können, ohne die seltenen Pflanzen mühselig suchen zu müssen und dabei unbeabsichtigt andere, unauffälligere aber ebenfalls schützenswerte Pflanzen zu zertreten, haben wir einen Pfad angelegt, der Sie an den meisten der hier vorhandenen seltenen Schönheiten vorbeiführt.

 

Zur Blütezeit sind sie mit Schildern in drei Sprachen gekennzeichnet. Bitte verlassen Sie den Pfad nicht. Mehrmals im Jahr werden Führungen durch das Naturschutzgebiet angeboten. Die Termine erfahren Sie auf unserer dort können Sie weitere Informationen über weitere Veranstaltungen ebenso abrufen wie Wissenswertes über Wasserliesch und einen Überblick über Gaststätten, Hotels und Weinstuben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Rundweg bietet Ihnen nicht nur Orchideen – am Wegesrand gibt es noch weitere Naturschönheiten zu  entdecken

 

Die steilen Hänge um Wasserliesch sind mit dichtem Laubwald (1)  bedeckt. Mit den beiden Hauptbaumarten Buche und Eiche bieten sie zahllosen Tieren Nahrung und Schlupfwinkel, von der winzigen Gallmücke bis zu Wildschwein und Rehwild.

Auch die Menschen nutzen die Wälder. Früher stand im Mittelpunkt, dass der Wald Nahrungsquelle, aus Eicheln wurde nicht nur Kaffee geröstet, sondern auch Mehl für Brot gewonnen, Holzproduzent und Viehweide darstellt. Heute schätzen wir besonders den Erholungswert und die klimaausgleichende Wirkung des Waldes.

 

Bei einem Gang durch den Wald können Sie zahlreiche Tiere und Tierspuren entdecken, ohne lange Zeit mit dem Fernglas auf dem Hochsitz zu verbringen. Drehen Sie einmal einen Stein um und bestaunen Sie die vielen Kleintiere darunter! Achten Sie auf die Trittsiegel des Wildes und den Gesang der Vögel, dann werden Sie einen kleinen Eindruck von der Lebensfülle im Wald bekommen.

 

Auf den weniger steilen Hängen finden wir häufig Obstwiesen (2). In früheren Zeiten war jedes Dorf von einem Ring aus Obstwiesen umgeben, die die Versorgung der Menschen mit dem besonders im Winter als Vitaminlieferant benötigten Obst sicherstellten.

 

Heute gibt es zu jeder Jahreszeit fast jede beliebige Frucht zu kaufen und die Pflege der heimischen Obstwiesen lohnt sich nicht mehr. So werden nicht wenige Bäume gerodet, manche Obstwiese verwildert.

 

Auf den verbliebenen Obstwiesen rund um Wasserliesch sind die meisten Bäume Apfelbäume. Die Früchte der alten Apfelsorten sind meistens besonders gut für die Produktion von Apfelwein geeignet und werden z.T. auch heute noch dafür genutzt. Probieren Sie ruhig einmal einen „Porz“ Viez!

Viez aus der Region trinken ist praktizierter Naturschutz, denn die Erhaltung der für viele Tiere, besonders Vögel und Insekten, wichtigen Obstwiesen hängt von der auskömmlichen Vermarktung der Ernte ab. So können Sie sich eine regionale Spezialität schmecken lassen und gleichzeitig einen Beitrag zur Erhaltung des Lebensraums von Steinkauz, Specht, Fledermaus & Co. leisten.

Auf den sanft geneigten Hängen befinden sich Wiesen, sie sich im Sommer durch ihren Blütenreichtum auszeichnen (5).

 

Margeriten, Flockenblumen, Wiesensalbei, Wilde Möhre und andere Blüten bilden dann einen bunten Teppich, auf dem es vor Bienen, Käfern, Schmetterlingen und Heuschrecken nur so summt und brummt. 

 

 

 

 

 

Schwalbenschwanz 

Weißbindiges Wiesenvögelchen  

     

Dieser Blütenreichtum kann sich nur erhalten, wenn die Wiesen nicht zu intensiv genutzt werden. Um mehr als zweimal im Jahr mähen zu können, muss der Landwirt viel Mineraldünger ausbringen und eine bestimmte, schnell wachsende Pflanzenmischung aussäen. Langsam wachsende Blumen haben dann keine Chance mehr. Hier in Wasserliesch sind wenig gedüngte Wiesen mit der ganzen Pracht des Sommers noch recht verbreitet.

Sie werden als extensive Schafweide genutzt. Versuchen Sie einmal das köstliche „Wasserliescher Weidelamm“.

 

Am Wegesrand finden sich noch so manche Schönheiten: So wächst mancherorts am Waldrand die leuchtend blaue Akelei mit ihrer auffälligen Blütenform. Dieses Hahnenfußgewächs ist in seiner Zuchtform eine beliebte Gartenstaude.

 

Aber auch die überhängenden Wedel des Salomonsiegels mit den glöckchenförmigen Blüten und die zahlreichen Rosensträucher mit Blüten und Hagebutten verschiedener Farbe und Form sind hier zu finden.

 

 

Im wahrsten Sinne des Wortes oft unter die Räder kommen die zarten Blütenstände vom Spitzwegerich. Er hat seinen Namen nicht umsonst, denn der Wegerich ist eine Pflanze der sog. Trittgesellschaften, die sich auf oft betretenem und verdichtetem Boden wohlfühlen.

 

Seine Blätter wirken - als Tee oder als Sirup - gegen Husten.  Frischer Presssaft, aufgetragen auf Insektenstiche, mildert den Juckreiz.

 

 

 

Baudenkmäler (Kurzfassung)

 

Wasserliesch hat nicht nur viele Naturschönheiten, sondern auch zahlreiche Zeugen seiner bewegten Geschichte und Baudenkmale zu bieten.

 

Außerhalb der Ortslage zeugen zwei Baudenkmale von der lebendigen Volksfrömmigkeit.

 

Auf der Höhe des Löschemer Berges erhebt sich am Rand des steil zum Moseltal abfallenden Hanges die Löschemer Kapelle(2).

Diese gepflegte und viel besuchte Wallfahrtskapelle wurde im Jahr 1709. errichtet und war Mitte des 19. Jh. ganz verfallen. 1846 wurde sie in Eigenarbeit der Wasserliescher Bürger wiederhergestellt.

Sie ist der schmerzhaften Muttergottes geweiht, darauf weist die Pietà (Darstellung der Muttergottes mit dem Leichnam Christi) in der barocken Sandsteinnische über dem Altar hin. Beim Eintreten in die Kapelle fallen direkt die zwei bunten Glasfenster aus der Mitte des 19. Jahrhunderts auf.

Danktafeln an den Innenwänden und brennende Votivkerzen vor dem Altarbild belegen, dass nach wie vor viele Gläubige hier Hilfe und Trost suchen und finden.

 

Mehrere Wege führen von Wasserliesch zur Löschemer Kapelle. Einer davon ist der im frühen 19. Jh errichtete „Stationenweg“ (3). Hier findet jedes Jahr an Karfreitag eine Kreuzwegprozession statt, an der viele Bürger von Wasserliesch ganz selbstverständlich teilnehmen. Der Stationenweg ist der steilste Teil des Kultur- und Orchideenweges.

 

Die Kreuzwegstationen sind überwiegend aus gelbem Sandstein gehauen – ein Zeugnis des damals und bis ins 20. Jahrhundert hinein hoch entwickelten hier verbreiteten Steinbrecher- und Steinmetzhandwerks. Die benötigten Sand- und Kalksteine wurden in zahlreichen Steinbrüchen (4) rund um Wasserliesch gebrochen.

 

Vorbei an vierzehn Kreuzwegstationen aus Sandstein führt der  Weg steil bergan durch den Wald. Die Stationen bieten sich als Ruhepunkte und Gebetsstätten an.

 

Wenn Sie vor der Löschemer Kapelle auf den hangparallelen Fußpfad links abbiegen, kommen Sie auf Ihrem Rundgang (rote Schleife des Weges) über einen ca. 3,5 km langen Abstecher durch den schattigen Buchenwald zu dem wunderschönen Aussichtspunkt am Grana-Denkmal.

Versteckt im Wald steht nach 200 Meter in einem alten Sandsteinbruch ein Kriegerehrenmal (4) für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Es trägt die Jahreszahl 1914 und wurde Anfang 1915 aufgestellt.

Ungewöhnlich ist das Ehrenmal vor allem deswegen, weil der 1. Weltkrieg zum Zeitpunkt des Aufstellens gerade erst begonnen hatte – in den nachfolgenden Kriegsjahren war noch der Tod vieler weiterer Soldaten zu beklagen. Ob die Menschen, die 1915 das Ehrenmal errichteten, von einem baldigen Kriegsende ausgingen? Die Inschrift an der Wand des Steinbruchs stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und steht mit dem Ehrenmal in keinem Zusammenhang. Wenn Sie Näheres darüber wissen wollen, besuchen Sie unsere Internetseite unter der Adresse: 

 

 

 

Auf einem zur Saarmündung ragenden Sandsteinsporn erinnert das Grana-Denkmal (6) an die Schlacht an der Konzer Brücke am 11. August 1675. Dieser Sieg des deutschen Heeres über die französischen Besatzungstruppen leitete die Befreiung Triers und des Kurfürstentums ein.

 

Auf der nach General Grana benannten Höhe hat man einen weiten Blick über das Moseltal und die Saarmündung bis nach Trier.

 

Nicht nur auf der Gemarkung sondern besonders in der Ortslage zeugen sehenswerte Baudenkmale sowie mehrere Wegekreuze und Bildstöcke von der geschichtlichen Entwicklung von Wasserliesch.

 

Das Moseltal war hier und bei den Einmündungen von Sauer und Saar in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Jungsteinzeitliche Funde z.B. aus Nachbarort Oberbillig belegen die frühe Siedlungstätigkeit.

 

Der heutige Ort Wasserliesch ist aus den beiden alten Dörfern Reinig und Wasserliesch zusammengewachsen, die stets durch gemeinsame kirchliche und herrschaftliche Zugehörigkeit verbunden waren. Beide Ortsnamen leiten sich vermutlich aus keltischen Ursprüngen ab.

Die ältesten Funde in Wasserliesch wurde im 19. Jahrhundert bei Bauarbeiten auf dem alten Friedhof gefunden: eine römische Villa, deren Überreste nur teilweise erhalten und heute leider nicht mehr zugänglich sind.

An der Stelle der historischen Funde liegt heute der Marktplatz (7), der in jüngerer Zeit mit einem Brunnen sowie den Bronzefiguren des Ausrufers und des Fährmanns neu gestaltet wurde.

 

 

 

 

 

 

Die katholische Pfarrkirche St. Aper (8), ein Bau aus den Jahren 1910/11 hat einen ungewöhnlichen ovalen Grundriss und enthält den Taufstein aus der Vorgängerkirche.

 

 

Zum Bauensemble gehört ebenfalls das 1884 erbaute Pfarrhaus und die Außenanlagen mit einer Ölberggrotte und dem 1921 erstellten Ehrenmal.

 

 

Der Ortsteil Reinig liegt an einer Furt, die möglicherweise schon in römischer Zeit, sicher aber seit dem Mittelalter eine Verbindung zwischen den beiden Moselufern darstellte. Hier gab es Jahrhunderte lang eine Fähre und den Sitz eines Grafen. Jener adlige Herr besaß aber wahrscheinlich keine Burg, auch wenn der Straßenname „Auf der Burg“ dies andeutet. Wir müssen ihn uns eher als Herrn eines „befestigten Hauses“ vorstellen, das wahrscheinlich immerhin durch eine Mauer oder eine Palisade geschützt war. Das Anwesen ist jedoch bereits im 16. Jahrhundert verfallen.

Die Kapelle in Reinig (9), ein verputzter Bruchsteinbau aus dem frühen 18. Jh. mit eine durch Sandsteinakzente gegliederten Fassade wurde 1967 von Grund auf renoviert

 

In Wasserliesch standen Landwirtschaft und Weinbau zwar immer im Vordergrund, daneben gab es jedoch seit Jahrhunderten eine vielfältige Gewerbestruktur.

So waren außer den üblichen Handwerkern wie Bäcker, Schmied, Schumacher und Schneider auch Steinbrecher, Steinhauer, Kalkbrenner und Fuhrleute unter den Wasserliescher Bürgern. Die Mosel ernährte Fischer und Moselschiffer.

 

Diese Gewerbestruktur zeigt sich an der Raumaufteilung vieler Häuser in den alten Ortskernen, die oft neben dem landwirtschaftlichen Teil eine Werkstatt beherbergen.

 

Heute hat die Landwirtschaft, fast keine Bedeutung mehr. Im Ort gibt es nur noch einen Nebenerwerbslandwirt und vier Winzerbetriebe, die ihre Weine selbst vermarkten, einer davon in einer Straußwirtschaft. Hier ist Gelegenheit für einen gepflegten Schoppen oder eine Weinprobe.

Wie in vielen Orten an der Mosel spielt die Nähe zu Luxemburg eine bedeutende Rolle. Früher war die Grenznähe eher eine Behinderung der Wirtschaft, heute sorgt sie für ein starkes Wachstum der Dörfer, denn zahlreiche „Grenzgänger“, die in Luxemburg arbeiten, wollen lieber in Deutschland wohnen.

Tourismus spielt eine große Rolle: So gibt es in Wasserliesch derzeit 10 Beherbergungsbetriebe. Sieben Gaststätten sorgen für das Wohl der Touristen. Eine Liste der Häuser finden Sie auf folgenden Internetseiten: www.Wasserliesch.de und www.Saar-obermosel-touristik.de. Dort  erhalten Sie auch weitere Informationen über Wasserliesch und seine Umgebung.

 

Text und Layout:

Landschaftsökologische Arbeitsgemeinschaft Trier; Dr. Annette Schäfer, Dr. Hildegard Wey

Rudolf Schmidt; Matthias Dahlem