Bestimmung der Gewässergüteklasse des Meerfelder Maares anhand des

Planktons

Bernhard Brunner

Bei der Rückfahrt von der Boje im Meerfeldermaar wird ein Planktonnetz mit der Gerätewinde verbunden. Das Seil wird so weit abgerollt bis die Öffnung des Planktonnetzes während der Bootsfahrt zu etwa zwei Dritteln unter der Wasseroberfläche verschwindet. Im Probengefäß am Ende des Netzes sammelt sich das Plankton und wird durch einen kleinen Hahn in einem Probenglas aufgefangen. Dort setzt sich das Plankton ab und kann mikroskopiert werden. In den folgenden Tabellen sind die bestimmten Pflanzen- und Tierarten systematisch aufgelistet und soweit vorhanden mit ihrer Einstufung für die Gewässergütebestimmung versehen.


 
Phytoplankton
Abteilung:
Klasse:
Ordnung:
Familie:
Gattung / Art:
Ein-

stufung

Grünalgen, Chlorophyta

Chlorophyceae

Chloro-coccales

Hydro-dictiaceae
Warziges Zackenrädchen, Pediastrum boryanum
+ bms

2

Durchbrochenes Zackenrädchen, Pediastrum duplex
+ bms

2

Jochalgen,
Zygnemato-phyceae

Desmidiales

Zieralgen, Desmidiaceae
Mondsichel, Closterium moniliferum
+ bms

2

Dornenstern, Staurastrum paradoxum
(os/bms

1-2)

Dinophyta 
( = Dinofla-gellata )
Dinophyceae
Peridiniales

Ceratiaceae

Cerartium hirundinella
+os/bms

1-2

Heterokonto-phyta 
( = Chryso-phyta )
Gelbgrünalgen, Xanthophyceae,
( = Hetero-kontae )
Hetero-coccales, 
( = Mischo-coccales )
Stachel-Gelbgrünalge, Tetrakentron 
( = Tetraplektron ) fribulus
- -
Kieselalgen, 
Bacillario-phyceae
( = Diatomeae )

Unterklasse: Pennato-diatomophyceae

Diatomales

Diatomaceae

Kamm-Kieselalge, Fragilaria crotonensis
+ bms

2

Schwebesternchen, Asterionella formosa
+ bms

2

Naviculales
Naviculaceae
Grüne Rippen-Kieselalge, Pinnularia viridis
+ bms

2

Eugleno-

phyta

Flagellaten, Eugleno-phyceae
Euglenales
Euglenaceae
Urnen-Kragenflagellat, Trachelomonas 
euchlora


 
Zooplankton
Stamm:
Klasse:
Ordnung:
Gattung / Art:
Einstufung
Arthropoda

 
 
 
 

Krebse, Crustaceae
Ruderflüßler, Copepoda

Cyclopoida

Langschwanz-hüpferling, Eucyclops macrurus
(+ os/bms)

2

Naupliuslarve eines Hüpferlings
Schlauchwürmer, Nemathelminthes
Rädertiere, Rotatoria
Ploimida
Keratellidae
Facettenrädertierchen, Keratella cochlearis
+ bms

2



Systeme der Gewässergüteklassifizierung


 
Trophie-stufen
Wasser-Güte-klassen

 
 
 
 

I-IV

Siebenstufiges System der Güteklassifizierung
Fünfstufiges Saprobiensystem

Fünf Belastungsstufen

 
Oligo-troph
I

oligo-saprob

Unbelastet bis sehr gering belastet
I
os
1
1,0-1,5
mind. 8
gering
sehr gut
1
1
1,0-1,8
 
Meso-troph
Gering belastet
I/II
os/

bms

1-2
1,5-1,8
mind. 8
 
Eutroph
II

b-meso-saprob

Mäßig belastet
II
bms
2
1,8-2,3
mind. 6
mäßig
gut
2
2
1,8-2,3
 
Kritisch belastet
II/III
bms/

ams

2-3
2,3-2,7
mind. 4
kritisch
kritisch
2-3
3
2,3-2,7
III

a-meso-saprob

Stark verschmutzt
III
ams
3
2,7-3,2
mind. 2
stark
schlecht
3
4
2,7-3,2
 
Poly-

troph

IV

poly-

saprob

Sehr stark ver-

schmutzt

III/IV
ams/

ps

3-4
3,2-3,5
unter 2
sehr stark
sehr schlecht
4
5
3,2-4,0
 
Übermäßig verschmutzt
IV
ps
4
3,5-4,0
unter 2
 
A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
 

Erläuterungen zu der Tabelle und zu den einzelnen Spalten

Der obere Rand der Tabelle stellt sauberes Wasser dar, der untere Rand extrem verschmutztes.

Trophie-Stufen

  1. Die vier Trophiestufen von „Stehenden Gewässern“ und Staubereichen von Flüssen ergeben sich aus dem unterschiedlichen Nährsalzgehalt.
Gewässergüteklassen I-IV
  1. Die vier Wassergüte-Klassen von Strecken, Schichten und Zonen. Früher erfolgte die Darstellung in Farben ( I blau, II grün, III gelb, IV rot ).
Siebenstufiges System der Güteklassifizierung
  1. Organische Belastung.
  2. Stufen der Gewässergüte.
  3. Abgekürzte Schreibweise der sieben Stufen; b wird zu b, a wird zu a.
  4. Spalte D in arabischen Ziffern.
  5. Saprobienindex-Werte S der sieben Stufen; farbige Darstellung: 1 dunkelblau, 1-2 hellblau, 2 grün, 2-3 hellgrün, 3 gelb, 3-4 orange, 4 rot.
  6. Sauerstoffgehalt in Milligramm pro Liter Wasser.
Fünf Belastungsstufen
  1. Organische Belastung.
  2. Beurteilung von Wasserqualität und Sauerstoffgehalt.
  3. Belastungsstufen in zwei verschiedenen Schreibweisen.
  4. Siehe K.
  5. Saprobienindex-Werte S der fünf Stufen. Farbige Darstellung von oben nach unten: blau, grün, gelb, orangerot, rot. 
Entsprechend den fünf Stufen gibt es fünf Sauerstoffversorgungsstufen ( SVS ): I = mindestens 8 mg O2/l; II = mindestens 6 mg O2/l; III = mindestens 4 mg O2/l; IV = mindestens 2 mg O2/l; V = unter 2 mg O2/l, anaerobe Verhältnisse über längere Zeit möglich.
Leicht verändert aus: Streble, H. und Krauter, D.: „Das Leben im Wassertropfen: Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers; ein Bestimmungsbuch; neu: biologische Gewässeranalyse“, 8. Auflage, Stuttgart, 1988 Franckh (Kosmos Naturführer)



 
Saprobiestufe
Trophiestufe
Gewässer
I
Oligosaprob : Sauerstoffreiches Reinwasser, rel. wenig Arten, geringe Individu-enzahl
Oligotroph : Wasser klar, nährstoffarm, auch in der Tiefe mit über 70% gesättigt
oligosaprobe Zone : Bäche nach Quellaustritt, Gebirgs-bäche, manche Alpen- und Voralpenseen, ursprünglich alle tiefen Seen
I/II
oligo-/b-meso-saprob: Sauer-stoffzehrung nicht nennenswert,Artenvielfalt groß 
Mesotroph:Nährstoffangebot und Planktonproduktion mäßig, in der Tiefe 100-30% O2
II
b-mesosaprob: Wenig ver-schmutzt, sauer-stoffreich, sehr viele Pflanzen- und Tierarten 
Eutroph : Nährstoffreiches, „produktives“ Wasser, starke Entwicklung von Kleinalgen und von Zooplankton, Sicht-tiefen meist unter 2 Meter, Oberflächenwasser zeitweise mit Sauerstoff übersättigt, Tiefenwasser periodisch sauer-stoffarm 
b-mesosaprobe Zone : Viele Weiher, mittlere und größere Seen, viele Flüsse; geeignet als Badeseen und mit Aufbe-reitungals Trinkwasser; Flußsanierungen werden bis zu dieser Stufe durchgeführt; im Herbst oft Übergang zu a-mesosaprob bis polysaprob, da Pflanzen absterbenden und faulen 
II/III
b-meso-/a-meso-aprob: „Kritisch” verschmutzt, Art-enzahl der grös-seren Formen geht zurück
III
a-mesosaprob: Organisch ver-schmutzt, geringer O2-Gehalt, Wim-perntiere und Bakterien
a-mesosaprobe Zone : Viele Tümpel und Teiche; nicht zum Baden geeignet; Trink-wasserentnahme nur nach sorgfältiger chemischer Reinigung; nur selten größere Arten, bei der Selbstreinigung überwiegen Oxidationsprozesse
III/IV
a-meso-/poly-saprob: Sauer-stoffzehrung hoch, Lebensmöglich-keiten nur für Spezialisten
Polytroph: Nährstoffangebot sehr hoch und immer verfügbar, Faul-gewässer aller Art, Tiefen-wasser periodisch sauer-stofffrei, zeitweise Schwe-felwasserstoffentwicklung
IV
Polysaprob : Sauer-stoff fehlt über längere Zeit, massenhaft Bakterien
polysaprobe Zone : Wenige Arten, aber oft sehr indivi-duenreich.Ungeklärte Abwäs-ser, Flüsse und Seen an den Einleitungsstellen, faulendes Wasser in Blumenvasen, Heu-aufgüsse, Jauchepfütze, die obere Zone von Tropfkörpern in Kläranlagen. In Verlan-dungszonen kann es zu polysaproben Verhältnissen kommen. Tierleichenerzeugen lokale Polysaprobie. 

Leicht verändert aus: Streble, H. und Krauter, D.: „Das Leben im Wassertropfen: Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers; ein Bestimmungsbuch; neu: biologische Gewässeranalyse“, 8. Auflage, Stuttgart, 1988 Franckh (Kosmos Naturführer)



Vorgehen für eine systematische Gewässergütebestimmung eines stehenden Gewässers

Aus dem See werden 20 l Wasser entnommen und durch ein Planktonnetz gefiltert. Das Volumen des „dicken“ Rückstands in der Spitze des Netzes wird im Standzylinder bestimmt. Es werden exakt 100 ml entnommen und unter einem großen Deckglas durchmikroskopiert. Die Anzahl der Individuen einer Art wird notiert. Weitere neun Proben werden bestimmt, um die Sicherheit der Daten zu erhöhen und anschließend leicht von einem Milliliter auf einen Liter hochrechnen zu können. Die Individuen einer Art werden entsprechend ihrer Einstufung in eine Tabelle eingetragen. Wenn z. B. die Einstufung os/bms lautet wird die eine Hälfte der Individuen der Spalte os und die andere der Spalte bms zugeschrieben. Anschließend werden die Zahlen in jeder Spalte aufsummiert, mit 1-4 ( os – ps ) multipliziert durch die Gesamtindividuenzahl geteilt und somit die Trophiestufe des Sees ermittelt.

Beispieltabelle:


 
Arten
Bedeutung
Anzahl
Leitorganismen der Stufe
os
bms
ams
Ps
Asterionella formosa
+
38
38
Pediastrum duplex
+
17
17
Eucyclops macrurus
( )
8
4
4
Ceratium hirundinella
+
12
6
6
Naupliuslarven
( )
9
Summe
76
6
61

Berechnung des Index:

Allgemeine Formel nach R. Pantle und H. Buck:

Zeichenerklärung für die Spalte Bedeutung:

( ) Diese Art kann nicht zur Berechnung herangezogen werden.

Diese Arten sind charakteristisch für die entsprechende Wasserqualität.



Literatur:

Streble, H. und Krauter, D.:„Das Leben im Wassertropfen: Mikroflora und Mikrofauna des Süßwassers; ein Bestimmungsbuch; neu: biologische Gewässeranalyse“, 8. Auflage, 1988 Franckh (Kosmos Naturführer), Stuttgart

Meyer, D.:„Makroskopisch-biologische Feldmethoden zur Wassergütebeurteilung von Fließgewässern; Lebendbestimmung“, 5. Auflage, 1999, Natur & Umwelt-Verlag, Hannover

Schubert, R. et al. (Hrsg.):„Werner Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland; Band 1: Niedere Pflanzen – Grundband“, 3. Auflage, 1990, Volk und Wissen Verlag GmbH, Berlin

Storch, V. und Welsch, U.:„Systematische Zoologie“, 4. Auflage, 1991, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart